Schon in der ersten Woche im Garten lernte ich fleissig andere Kleingärtner kennen und bekam nicht nur erste Tipps, sondern auch erste Pflanzen geschenkt.
Axel und sein Hund Ben besuchten mich und Edi mit einer Zucchini und einer anderen Pflanze im Arm, von der ich den Namen vergessen hab, die aber fleissig zu blühen angefangen hat. Für mich ein Zeichen, dass es ihr gut geht. Was man von der Zucchini leider nicht sagen kann... Sie fristet ein traurig-trockenes Dasein auf meinem etwas nachlässig gegossenem Kürbis-Acker der ein Thema für sich ist, welchem ich mich in einem anderen Blogbeitrag noch widmen werde.
Was aber trotz Nicht-Beachtung trotzig vor sich hin wächst, sind Antons Tomaten. Eine ganze kleine Plastikpalette voll mit spillerigen Pflänzchen reichte er mir Anfang Juni über die Hecke, zusammen mit einigen seiner notorischen selbstgebrannten Kurzen, die ebenfalls an anderer Stelle mal thematisiert werden.
Anton redet manchmal schnell und wenn ich seine Liköre probiert habe verstehe ich oft nur langsam und so stand ich später alleine im Garten Edi und fragte mich, ob sie nun in die Sonne oder in den Schatten sollten, viel Wasser mögen oder doch ehr wenig.
Ich war mir sicher, dass Anton etwas von Töpfen gesagt hatte und so pflanzte ich alles in Töpfe. Auch das wäre
EIGENTLICH ein eigenes Thema, denn entgegen guter Ratschläge alte, unter Hecken gefundene Töpfe erst mal zu reinigen, befüllte ich sie gleich mit Erde, die nicht supersaftig aus einer Tüte kam, sondern die ich mit Edi an anderer Stelle im Garten ausgegraben hab.
Von den Töpfen stellte ein paar hier hin und ein paar dort hin, Sonne, Schatten, das ganze Spektrum.
Von Schwiegermama bekam ich auch eine Tomate, eine etwas kräftigere Pflanze mit ein paar kleinen grünen Mini-Kügelchen dran. Aus diesen Kügelchen sind kleine Klumpen geworden und sie sind meine ganze Hoffnung auf einen Teller Schrebergartentomaten mit dem Mann in diesem Sommer.
Mit dem Salz drauf, das Renee uns aus dem Urlaub mitgebracht hat. Vielleicht pflanze ich vorher noch Basilikum. Und kaufe Wein aus dem Languedoc, vielleicht sogar aus dem kleinen Ort von Bernadette und Dédé. Denn neben den Feigen sind es die Tomaten aus ihrem Garten, die uns in den Sommern dort so verwöhnt haben, dass uns die Früchte hier meist nur ein wehmütiges Lächeln entlocken können.
Dass das nicht nur etwas mit sentimentalen Reminiszenzen an unsere zweite Familie in der Provence und subjektivem Geschmacksempfinden zu tun hat, haben "
Forscher" nun heraus gefunden. Oder vielmehr erklärt, denn wenn ich der Artikel auf
STERN online vom 29. Juni 2012 richtig verstanden habe, dann sind besagte Forscher und Wissenschaftler ja Schuld an unserer faden Misere! Denn laut "
Marketingexperten" sind wir oberflächlichen Verbraucher ja darauf getrimmt (von wem wohl??), nur nach makellos rot gefärbten Tomaten zu greifen.
Diese mussten also genetisch so gelenkt werden, dass möglichst wenige Chloroplasten gebildetet werden. Das sind Zellbestandteilen, die die Tomate so schmackhaft machen aber leider auch ihren Grünteil nach dem Reifen erhalten. Am Stängel würde es also bei einer richtig leckeren Tomate nicht so ganz und gar rot. Für die verkaufsfördernde Tomatenevolution haben Züchter in den letzten 70 Jahren also sukzessive das grüne Geschmacksgen durch Selektion zurück gedrängt und bei modernen Sorten gar zerstört.
Jetzt sind Tomaten also rund und rot, aber auch fade und bleiben so schon wieder in den Regalen liegen. Denn die Käufer wollen ja süßen, intensiven Tomatengeschmack! Haben Marketingexperten heraus gefunden. Und jetzt basteln Forscher fleissig daran, das Geschmacksgen ohne Grünfunktion wieder in die tückischen Tomaten herein zu basteln.
In der Zwischenzeit kommen die Verbraucher auf den Trichter, dass man sich selbst auch vom Konsumenten zum Produzenten mausern kann und pflanzen in Gärten und auf Balkonen vermehr eigene Tomätchen. Mit Erfolg, wenn man anderen Fachartikeln Glauben schenkt.
Denn laut denen ist es sehr einfach, schmackhafte Tomaten auf kleinstem Raum zu ziehen.
Ich habe viel Platz im Garten Edi. Und anscheinend auch viel Raum, um viel falsch zu machen. Denn bis auf die besagten Schwiegermama-Tomaten ist da noch nicht so viel Aussicht auf eine Ernte die für einen deliziösen Sommerabend zu Zweit reicht.
Es ist ja nicht so, dass Antons Tomaten kümmerlich eingegangen wären oder einfach beschlössen hätten, es der Zucchini gleich zu tun und das Wachstum einzustellen.
Sie wachsen, spriessen grün mit ihren duftenden Tomatenblättern die Töpfe voll und lassen sich von mir mit Stöckchen Halt geben. Aber von Blüten respektive Minimikrokügelchen keine Spur. Ich knipse schon immer die Blattzweige ab, so wie ich es in irgend einem Gartenbuch gelesen habe, aber der einzige Effekt sind duftende Hände, an denen ich dann bestimmt alle zwei Minuten riechen muss weil sie so wunderbar tomatig riechen.
Und zu allem Überfluss kam mir dann auch noch die selten dämliche Idee, den großen Tomatenkübel vielleicht etwas umzuordnen, also zwei der insgesamt fünf dort vor sich hin wachsenden Pflanzen umzusiedeln. Nur leider bin ich ein Mensch der Gedanken und Ideen oft sofort umsetzen muss. Und da muss ich dringend an meiner Geduld arbeiten und meine Flausen mit etwas gesundem Menschenverstand reifen lassen. Denn der hätte mir gesagt, dass eine Umsiedlung von Topftomaten nicht in der Mittagshitze erfolgen sollte und auch nicht in Erde, die zwar dunkel, aber auch sehr fest und lehmig ist.
Kaum waren die Pflanzen an ihrem neuen Platz, liessen sie auch schon trist und traurig ihre vorher so kräftigen Blätter hängen. Eine ganze Giesskanne mit gesundem Regenwasser konnte sie nicht animieren, Mut zum Leben zu fassen und so band ich sie schnell an Stöcken fest und verliess den Garten.
Ich hoffe auf ein kleines Tomatenwunder und wenn sie es überleben bis nächste Woche, dann kommen sie in einen gereinigten Topf mit frischer, gekaufter Blumenerde und dürfen den ganzen Sommer auf der Terrasse stehen und von mir umsorgt werden!