Wenn mich die letzten Jahre eines gelehrt haben, dann, dass ganz schnell ganz viel anders werden kann. Das ist ok, das ist normal, daran muss man sich schnell gewöhnen und dann das beste daraus machen.
Ich habe das Gefühl, bei uns gleicht kein Monat dem anderen, also vom Wechsel der Jahreszeiten, des Wetters, des Grüns um uns herum ganz abgesehen. Ich meine Routinen, Strukturen. In unserem Leben scheinen wir mit unseren Werten und Gefühlen einen Kern zu bilden um den herum sich aber alles dreht, wirbelt, verändert, mal ent- und dann wieder beschleunigt.
Ich war jetzt über ein Jahr Freelancer und habe den größten Teil meiner Zeit von zu Hause gearbeitet. Der Mann auch. Darum, wie ganz am Anfang dieses langsam wachsenden Blogs erklärt, war der Garten unsere Oase der Ruhe, der Arbeit mit den Händen, der Ort um sich zu erden und durchzuatmen.
Und jetzt, jetzt habe ich plötzlich wieder einen festen 40 Stunden Job. Einen tollen, spannenden Job, sonst hätte ich das Angebot ja nicht angenommen, aber ich merke, dass es einiges an Um- und Neuorganisation braucht, damit ich in meinem Leben wieder das Gefühl bekomme, das alles in wunderbarer Balance ist.
Meinen Job so gut ich kann erledigen (und ich glaube das wird das leichteste, denn es ist aufregend und macht, auch wenn es abgedroschen klingt, richtig, richtig Spaß), mich um mein geliebtes Edi-Baby kümmern (und es endlich schaffen, ihre erschreckend und verwirrend große Schreckhaftigkeit und Unsicherheit von ihr zu nehmen und sie zu stärken) und den Garten Edi weiterhin mit viel Freude zu besuchen und mit und an ihm zu wachsen. Ich möchte so viel lernen, ich möchte irgendwann von allem im Garten den Namen kennen und was es mag und braucht.
Ich möchte endlich das Gefühl los werden, ich werde den Erwartungen hier nicht gerecht, ich möchte mit Selbstbewusstsein zu meinem eigenen Tempo, meinen eigenen Möglichkeiten stehen, es selbst selbstverständlich finden, dass ich nicht so Zeit und nicht so viel Erfahrung habe, wie unsere Kleingärtner-Nachbarn.
Das klingt banal, ist aber die größte Herausforderung für mich. Es ist schwer für mich, mit manchen Gefühlen umzugehen: der Befürchtung zu enttäuschen oder Erwartungen nicht gewachsen zu sein.
Dabei sollte ich doch inzwischen wissen, dass es meist meine Erwartungen an mich selbst sind, die besonders hoch sind.
Jedenfalls nehme ich diese neue große Veränderung in meinem Leben auch in diesem Bereich als stärkende Herausforderung. Um weiterhin erfolgreich nach der Maxime zu leben, dass ich jeden Tag überwiegend glücklich sein möchte, muss ich da noch mehr nach MEINEM Bauchgefühl handeln.
Ich kann nicht mehr so viele Dinge so frei tun wie bisher, aber das ist ok. Ich habe das Gefühl, dass es mir gut tun wird, weniger, komplett unterschiedliche Projekte und "Baustellen" (das klingt so betonhaft trist, ist aber gerade das einzige Wort das mir einfällt...) im Kopf zu haben und dafür den Großteil meiner Energie und Motivation zu meinem eigenen besten in meine Lieblingsprojekte zu stecken. Meine Familie mit Mann und Hund, mein toller neuer Job (der auch in die unzähligsten Aufgaben aufgesplittet ist, aber trotzdem irgendwie unter "einem Hut"), den Garten Edi und so viele von den tollen Menschen um mich herum so oft wie möglich zu sehen oder zu hören, aber auch selbst einzusehen, dass nie genug Zeit und innere Energie für alle und Alles da sein wird.
Vielleicht wird der Garten etwas zurück stehen müssen, aber vielleicht finde ich ja auch einen besseren Rhytmus der uns allen gut tut. Und sollte mir das Unkraut und die Aufgaben doch über den Kopf wachsen, dann arbeite ich eben an dem Konzept einer Garten-Beteligung für gestresste Stadtmenschen die mal wieder für ein, zwei Stunden die Fingernägel in die Erde graben sollten.
:)