Ich gebe auch gerne zu, dass ich gerne den einfachen Weg gehe, wenn das Ergebnis in meinen Augen perfekt ist: die perfekte Balance von Zeitaufwand, Vorfreude, Spaß und keiner Frustration bei der Zubereitung und ein köstliches Ergebnis.
Und köstlich war dieser Kuchen in der Tat!
Wie bin ich also vorgegangen? Zuerst habe ich für den sagenhaften Preis von 89 Cent beim Discounter meines Vertrauens einen leckeren Biskuitboden gekauft und diesen sorgsam aus der Packung genommen. Dann habe ich den Boden mit dicken Erdbeerscheiben ausgelegt und JA, ICH GEBE ES ZU: ich habe dafür ein Schälchen mit perfekten, dicken, gleichmäßig roten Erdbeeren gekauft. Denn sonst hätten die Erdbeeren aus dem Garten mit ihrer schmächtigen Statur doch nie für den Durchmesser dieses Kuchens gereicht!
Jedenfalls hab ich dann einen ganzen Arm voll von Garten-Rhabarber geschnippelt.
Einen ganzen Arm voll, den ich gemäß der Regel: "Rhabarber muss vor dem 20 Juli (?) geerntet sein", stielweise AUSGEDREHT habe. War ganz einfach. Nicht so einfach war der Transport, vom Schrebergarten in unsere Küche, denn ich hab ja die hübschen riesengroßen Blätter an den Stielen gelassen und konnte Edi kaum sehen, die an der Leine um meine Beine herum wuselte. Und dann hatte ich natürlich ein paar arglistige Käfer übersehen, die sich so in unsere Küche geschmuggelt haben...
Aber dann ging es los: ich zog intuitiv etwas von der roten Rhabarberhaut ab und schnippelte die Stangen in kleine Stücke. Etwas Zucker drauf, etwas Wasser und alles im Topf ein klein wenig kochen bis die meisten Stücke weich waren und das Wasser sich in rosa Saft verwandelt hat.
Das Rhabarberwasser hab ich in ein Glas geschüttet und das Rhabarberstückekompott in eine Schale umgefüllt und beides im Kühlschrank abkühlen lassen. Dann habe ich es auf die dicken Erdbeerscheiben geschichtet und deren verräterische Perfektion so verdeckt. Oben drauf kamen dann nämlich die kleinen mickrigen liebreizenden Schrebergartenerdbeeren und dazu eine symbolische Handvoll an Johannisbeeren: weissen, roten und etwas aufdringlich schmeckenden schwarzen. Zum guten Schluss hab ich dann den Rhabarbersaft mit einem Tütchen Tortenguss aufgekocht und auf dem Kuchen verteilt und das Ganze für ein paar Stunden im Kühlschrank fest werden lassen.
Verpackt hab ich den Kuchen dann in Rhabarberblättern, was zugegeben nicht so supergut funktioniert hat, aber hübsch war, denn Rhabarberblätter haben schon etwas floral-verwunschenes.
Und geschmeckt hat er in der Tat ganz und gar großartig. Er war weder zu süß noch zu sauer und sehr, sehr fruchtig und frisch. Erdbeerig-Rhabarbrig. Ein Reststück ist mir beim Rücktransport im Auto allerdings aus der Form gegangen, ich hab es in ein Schälchen geschabt und am nächsten Tag kalt ausgelöffelt. Und DAS war dann ganz besonders extrem lecker!