Montag, 18. Juni 2012

Der Mitgliedsausweis als Shopping-Card

Der Mitgliedsausweis kam mit der Post und machte mich sehr, sehr froh. Nicht nur weil er ein Symbol dafür ist, fortan Teil einer schreberhaften Gemeinschaft zu sein, sondern auch, weil er äusserst handfeste Vorzüge mit sich bringt. Nämlich 10% Rabatt auf alle Einkäufe bei den lokalen OBI-, Dehner-, und Toom-Baumärkten oder besser GARTENCENTERN!

Kaum war der Umschlag aufgerissen und die Karte von vorne bis hinten beguckt und durchgelesen, wanderte sie ins Premium-Fach meines Portemonnaies, direkt hinter die Rabatt-Stempel-Karte vom Zoomarkt und das wanderte Ruck-Zuck in die Tasche und ab ging es zur ersten Shopping Tour.
INS GARTENCENTER.
Kein Garten-Besitzer kann sich ausmalen, welch ein Gefühl das für einen Neu-Gartenbesitzer ist. Eine fremde Welt die man vom Hörensagen kannte, die man mit Blicken auch schon unzählige Male gestreift aber nie GEFÜHLT hat, erschliesst sich einem in ihrer ganzen vielfältigen Pracht aus Pflanzen und Geräten.

Der Mann entdeckte die Rasenmäher und ich bin mir sicher, dass er insgeheim schon den Geräte-Tod unseres Exemplars herbei sehnt um schnurstracks eines dieser neuen, blinkend-blitzenden Maschinchen zu kaufen. Aber unser Budget würde das wohl erst erlauben, wenn endlich einmal diese verflixten 6 Glückszahlen gezogen werden würden, die ich beharrlich Mittwochs und Samstags spiele.

So zog ich den Mann auch an den kugelig durchgestylen Grillsystemen vorbei, hin zu dem, was ich schon immer, immer kaufen wollte: einen eigenen kleinen Baum. Einen Feigenbaum!!
Erinnerungen an unser Südfrankreich und Bernadette und Dédé, die jeden Abend nach dem Essen eine ranzige Kiste von die Woche über gepflückten Feigen auf den Tisch wuchteten von denen die kleine Anne so viel aß wie sie konnte und das seit sie sich erinnern kann.

Dieser kleine Baum würde niemals so superdicke, überreife Früchte hervor bringen, das war mir klar und meine Ansprüche an meinen ersten selbst gekauften und gepflanzten Baum waren nicht zu hoch. Er sollte nur wachsen, in seiner eigenen Geschwindigkeit und die garstigen Winter in diesem Land überstehen.

So ein Feigenbäumchen war nicht teuer, wie die Obstbäumchen im Gartencenter überhaupt. Der Mann war überrascht. So liess er sich auch noch überreden eine Kiwi an die Hauswand zu pflanzen, auf das der öde Klinker irgendwann verschwinden würde!

Die Suche nach DER Kiwi dauerte allerdings länger als gedacht. Es gab fünf verschiedene Sorten von denen drei noch als winterhart galten (so lange ich noch keine Ahnung habe, achte ich nur auf ein Merkmal: winterhart!). Ich suchte ein Exemplar mit puschelig roten Fühler-Ranken und las zum Glück rechtzeitig den Hinweis, dass jede Kiwi ihren männlichen Pflanzen-Partner braucht um IRGENDWANN Früchte zu tragen. Dabei bin ich auch bei Kiwis nicht ganz so ehrgeizig, die paar Male im Jahr, an denen ich Lust auf eine Kiwi habe, kaufe ich diese gerne bei unserem türkischen Gemüsemann. Aber ich verstehe das ja, dass eine Kiwi nicht einsam und allein in so einem großen Garten ihr Dasein fristen möchte.
Wir suchten also unter den Kiwi-Männern das entsprechende Sorten-Pendant und mussten dann aus der Auswahl noch den sympatischsten raussuchen damit es auch so richtig knisterrt und dann knallt, bei unseren zwei Kiwis.

Als letztes kam dann noch eine Hortensie dazu. Ich LIEBE Hortensien weil sie mich an Oma und Jane Austen erinnern und ich beides mit ganz viel Liebe betrachte. Klassisch in einem schönen lila, was ja das harmonische Mittelding zwischen Rosa und Blau ist. Ich war so glücklich mit meinem Wagen, den ich stolz durch die Gänge schob, denn jeder andere würde ja sofort begreifen: das Mädchen da muss einen Garten haben!

Der Mann hiefte im letzten Moment noch Grillanzünder und einen Sack Kohle auf das Laufband.
"Wir haben noch gar keinen Grill!" bemerkte ich.
"Noch nicht." antwortetete er.