Dienstag, 26. Juni 2012

Rhabarber, Rhabarber! Auch ohne Backofen

Auch wenn ich es versäumt habe, ein Foto von meinem allerersten Schrebergartenobstkuchen zu machen, so werde ich ihn dennoch immer in sehr guter Erinnerung behalten. Denn er war KÖSTLICH! Perfekt war er! Und so unglaublich einfach! Ich gebe zu, dass es SEHR einfach war ihn zuzubereiten und ich sage bewusst ZUZUBEREITEN und nicht zu BACKEN, den gebacken hab ich da gar nix. Das war gar nicht nötig. Ein kleiner Topf, mein Schnippelmesser und ein Löffel zum Rühren waren die einzigen erforderlichen Gerätschaften.



Ich gebe auch gerne zu, dass ich gerne den einfachen Weg gehe, wenn das Ergebnis in meinen Augen perfekt ist: die perfekte Balance von Zeitaufwand, Vorfreude, Spaß und keiner Frustration bei der Zubereitung und ein köstliches Ergebnis.

Und köstlich war dieser Kuchen in der Tat!
Wie bin ich also vorgegangen? Zuerst habe ich für den sagenhaften Preis von 89 Cent beim Discounter meines Vertrauens einen leckeren Biskuitboden gekauft und diesen sorgsam aus der Packung genommen. Dann habe ich den Boden mit dicken Erdbeerscheiben ausgelegt und JA, ICH GEBE ES ZU: ich habe dafür ein Schälchen mit perfekten, dicken, gleichmäßig roten Erdbeeren gekauft. Denn sonst hätten die Erdbeeren aus dem Garten mit ihrer schmächtigen Statur doch nie für den Durchmesser dieses Kuchens gereicht!
Jedenfalls hab ich dann einen ganzen Arm voll von Garten-Rhabarber geschnippelt.

Einen ganzen Arm voll, den ich gemäß der Regel: "Rhabarber muss vor dem 20 Juli (?) geerntet sein", stielweise AUSGEDREHT habe. War ganz einfach. Nicht so einfach war der Transport, vom Schrebergarten in unsere Küche, denn ich hab ja die hübschen riesengroßen Blätter an den Stielen gelassen und konnte Edi kaum sehen, die an der Leine um meine Beine herum wuselte. Und dann hatte ich natürlich ein paar arglistige Käfer übersehen, die sich so in unsere Küche geschmuggelt haben...





Aber dann ging es los: ich zog intuitiv etwas von der roten Rhabarberhaut ab und schnippelte die Stangen in kleine Stücke. Etwas Zucker drauf, etwas Wasser und alles im Topf ein klein wenig kochen bis die meisten Stücke weich waren und das Wasser sich in rosa Saft verwandelt hat.
Das Rhabarberwasser hab ich in ein Glas geschüttet und das Rhabarberstückekompott in eine Schale umgefüllt und beides im Kühlschrank abkühlen lassen. Dann habe ich es auf die dicken Erdbeerscheiben geschichtet und deren verräterische Perfektion so verdeckt. Oben drauf kamen dann nämlich die kleinen mickrigen liebreizenden Schrebergartenerdbeeren und dazu eine symbolische Handvoll an Johannisbeeren: weissen, roten und etwas aufdringlich schmeckenden schwarzen. Zum guten Schluss hab ich dann den Rhabarbersaft mit einem Tütchen Tortenguss aufgekocht und auf dem Kuchen verteilt und das Ganze für ein paar Stunden im Kühlschrank fest werden lassen.

Verpackt hab ich den Kuchen dann in Rhabarberblättern, was zugegeben nicht so supergut funktioniert hat, aber hübsch war, denn Rhabarberblätter haben schon etwas floral-verwunschenes.

Und geschmeckt hat er in der Tat ganz und gar großartig. Er war weder zu süß noch zu sauer und sehr, sehr fruchtig und frisch. Erdbeerig-Rhabarbrig. Ein Reststück ist mir beim Rücktransport im Auto allerdings  aus der Form gegangen, ich hab es in ein Schälchen geschabt und am nächsten Tag kalt ausgelöffelt. Und DAS war dann ganz besonders extrem lecker!

Freitag, 22. Juni 2012

Das bisschen Obst

Nach der Lektüre von Wladimir Kaminers "Mein Jahr im Schrebergarten" machte ich mich auf einen Overkill an Schrebergartenobst gefasst. Dort platzt die ganze Bude voller Eingelegtem und Eingemachten! Dazu müssen Äpfel und Pflaumen eimerweise an Freunde und entfernte Bekannte verteilt werden. Und bei uns? Mh. Nicht so... Es wachsen zwar überall im Garten verteilt wild wuchernde Erdbeeren, aber diese sind klein und ich pflücke sie sobald sie nicht mehr all zu blass sind, denn ansonsten kommen mir mysteriöse Erdbeerbeisser zuvor, die immer nur einen großen Happen aus der saftigsten Erdbeere zu nehmen scheinen und dann zur nächsten weiterziehen...




Die paar Johannisbeeren sind auch noch händelbar, ich probiere jeden Tag von jeder Farbe, aber noch ist das alles etwas arg sauer. Was ich eigentlich ganz gerne mag, mein absoluter Lieblingscocktail ist ja ein supersaurer Margarita und ich überlege schon, einen Johannisbeer-Tequila-Drink hier in der Schrebergartenkolonie zu etablieren...



Aber sonst ist wie gesagt nicht viel los. Der kleine Birnbaum mit dem Etikett "Gute Luise-Sommerbirne" zeigt nicht mal eine Knospe und an dem großen, wir vermuten Pflaumenbaum, ist nix dran und der kleine Apfelbaum braucht auch noch bis Herbst. Die Mirabellen sind noch grün und der kräftig wuchernde Quittenbaum gibt mir ohnehin Rätsel auf.
Was soll ich mit Quitten? Ich mag den Namen und ich mochte das Buch von Max Goldt, aber Quitten sind, Entschuldigung, eine der merkwürdigen Launen Gottes. Obst, das superhart ist wenn es vom Baum kommt und geschmacklich die neutrale Schweiz symbolisiert, macht für mich nicht so viel Sinn in einer Kultur der Geschmacksverstärker. Jajaja, alle rufen: Quittengelee, Quittengelee! Und ich frage: habt ihr schon einmal Quittengelee im Supermakt gekauft, wenn daneben Erdbeermarmelade oder feinenglisches Orangengelee standen? Also! Egal. ICH werde mich dieser Quitten annehmen, wenn sie denn dann kommen. Ich werde einfach versuchen, sie im Wok anzubraten. Ja, genau. Das mache ich mit vielen Gewächsen die mir unbekannt sind. Manchmal habe ich Glück und mein Mann mag es. Meistens biete ich ihm im Anschluss an, Brote zu schmieren. Ich bin gespannt.


Aber jetzt erst einmal steht ein Sonntag an, an dem ich versprochen habe, einen Kuchen mitzubringen mit Schrebergartenobst. Ich bin so, so aufgeregt ob mein gedankliches Konzept von Rharbarberpüree mit Johannisbeeren und Mini-Wilderdbeeren aufgeht... vermutlich braucht es nur einer guten Puddingschicht... oder meinem Apfelkuchenrettungsanker von ALDI.

Donnerstag, 21. Juni 2012

Der Schwiergermama-Sonntag

Ich wollte ja noch schreiben wie der Tag mit Schwiegermama war!
Es war ein grandios schöner Sommertag. Zur Abwechslung mal kein Regen! Eigentlich hatte ich überlegt, mal wieder einen Überraschungs-Kuchen zu improvisieren, aus gesammeltem Garten-Obst, aber nur Erdbeeren und Rhabarber waren reif und der Mann wollte kein Risiko eingehen. Also der immer schmeckende, tolle Karamell-Apfelkuchen von ALDI, der behutsam im Backofen zu Duftwärme erhitzt wurde. Um 14 Uhr kamen nicht nur Mama und ihr Mann, sondern auch der Bruder vom Mann mit der kleinen Linna! Der Kuchen wurde geteilt bist er weggeputzt war und alle unbedingt den Garten sehen wollten!

Der Mann und ich waren ein klein wenig aufgeregt, ob Erwartungen erfüllt oder enttäuscht werden würden, aber die Reaktionen waren überraschend begeistert. So ein schöner, großer Garten! Vermutlich waren sie davon ausgegangen, dass wir einen Acker mit einem Holzstuhl drauf gekauft hätten... aber so waren alle glücklich und Schwiegermama zog mit ihrer roter Klappkiste los um Rhabarber zu pflücken und sich Ableger von allen möglichen Kräutern auszugraben. Das war aber mehr als in Ordnung, denn als Geschenk hatte sie uns gigantisch gut duftende Tomatenpflanzen aus ihrem Garten mitgebracht.

Ich selbst konnte Linna mit meinem Talent als Gänseblümchenkranzflechterin beeindrucken. Dafür sammelte sie mir die unreifen Kirschen auf, die vom Nachbargarten auf unser unbestelltes Gemüsebeet gepurzelt waren.

Mittwoch, 20. Juni 2012

Spontaner Sperrmüll

Habe gestern um 20 Uhr beim abendlichen Spaziergang mit Edi die Trümmerhaufen aus Holz und Gerümpel an den Strassenrändern gesehen und bin sofort nach Hause geflitzt um Edi abzusetzen und den Autoschlüssel zu holen.

Schnell mit dem Smart in den Garten gefahren um zumindest einen Wagen voll Mist aus dem Garten wegzuschaffen.
Alte Dinge, kaputt und nicht mehr zu gebrauchen, die schon vor uns da waren.

Eine IKEA-Tüte voll mit einem alten Teppich, der nun seit einigen Wochen hinter dem Haus im Regen liegend vor sich hin gammelte und in dem sich schon Kolonien von Ohrenkäfern, Asseln und anderem Getier tummelten und ein paar alte, rissige Stuhlkissen. In der anderen Tüte waren Kleiderbügel (?), Metallgebilde und zwei alte Regenschirme. Dazu dann noch ein alter, kaputter Holzklappstuhl und von zu Hause eine Kaffeemaschine die der Mann nicht mehr mag weil ihm der Kaffee daraus nicht mehr schmeckt.Uund ein Wok, den ich leider mal mit einer ungünstig positionierten Kerze angekokelt habe.

Mit dem ganzen Gedöns hab ich einen Sperrmüllhaufen drei Strassen von unserem Haus entfernt ein wenig vergrößert und bin mit dem guten Gefühl nach Hause gefahren, den Garten ein klein wenig mehr zu unserem gemacht zu haben.

Dienstag, 19. Juni 2012

Schwiegermama kündigt sich an...

Der Besuch von der Schwiegermama stand an.
Während der Mann dem Ereignis total entspannt entgegen sah, war mir die Dimension und Tragweite dieser Begutachtung bewusst: der erste Eindruck war der entscheidende!
Denn leider bekommen wir nicht soooo übermäßig oft Besuch aus Kevelaer und Weeze und da würde der erste Eindruck vermutlich für längere Zeit der einzige sein. Obwohl, vielleicht ändert der Garten Edi ja auch das? Ich wollte mir jedenfalls Mühe geben, damit sich alle Gäste immer wohl fühlen hier. Und dafür müsste der Garten jetzt ganz schnell etwas entkörmelt werden!
Was aber tun, wenn Zeit und Mittel gerade spärlich sind?

Ich fuhr zu OBI (natürlich mit meiner tollen Mitgliedskarte im Gepäck!) und kaufte eine Wagenladung voller Pflanzen, nutze meine Erfahrung als Smart-Bepacker und trotzdem musste eine der Sommerstauden (leider ist der Zettel abgefallen, der Name wird beizeiten noch gegoogelt...) bei mir vorne im Fußraum Platz nehmen. Aber das war eine schöne Fahrt. Offenes Fenster, Musik und eine rosa Blume als Beifahrer, herrliches Gefühl.
Ich bepflanzte Töpfchen und ein paar der alten Hängetöpfe aus Plastik die ich hinter dem Komposter gefunden hatte. (Nennt man das eine Blumenampel? Wenn ja, warum?) Die hängen jetzt am Zaun und machen hoffentlich auch die Bewohner des alten Vogelhäuschens glücklich.
Dann nörgelte ich noch ein klein wenig herum, bis der Mann noch einmal mit mir zu Obi fuhr um irgend etwas zu finden, was die olle Holzbank und den Tisch verdeckte und somit verschönerte.

Da der Mann langsam genug von meiner Vorliebe für rosa zu haben scheint, kam er auf lila als Farbkonzept. Beziehungsweise er kam mit lila Stuhlkissen und ich machte daraus ein Farbkonzept indem ich lila Kissen für die Bank aufstöberte und ihn auf die Suche nach einer lila Wachstuchtischdecke schickte. Mit Erfolg! Gemeinsam mit ein paar frischen Blumen und einer rosa Mückenkerze die wir im Kassenbereich entdeckten, verwandelte sich der biedere Alt-Herren-Charme in ein schnuckeliges Plätzlchen mit Potential.



Am Ende fiel uns zum Glück noch das Innere des Häuschens ein. Ich hatte zwar schon ordentlich geputzt, entmistet und aufgeräumt, aber es hingen noch Bilder und Poster des Vorbesitzers  an der Wand. Darunter drei asiatische Miezen. Ich drückte dem Mann den Greenpeace-Blumen-Kalender vom letzten Jahr in die Hand und er bastelte in windeseile drei richtig hübsche Collagen. Einen tollen Sohn hat sie, die Schwiegermama! :)


Montag, 18. Juni 2012

Der Mitgliedsausweis als Shopping-Card

Der Mitgliedsausweis kam mit der Post und machte mich sehr, sehr froh. Nicht nur weil er ein Symbol dafür ist, fortan Teil einer schreberhaften Gemeinschaft zu sein, sondern auch, weil er äusserst handfeste Vorzüge mit sich bringt. Nämlich 10% Rabatt auf alle Einkäufe bei den lokalen OBI-, Dehner-, und Toom-Baumärkten oder besser GARTENCENTERN!

Kaum war der Umschlag aufgerissen und die Karte von vorne bis hinten beguckt und durchgelesen, wanderte sie ins Premium-Fach meines Portemonnaies, direkt hinter die Rabatt-Stempel-Karte vom Zoomarkt und das wanderte Ruck-Zuck in die Tasche und ab ging es zur ersten Shopping Tour.
INS GARTENCENTER.
Kein Garten-Besitzer kann sich ausmalen, welch ein Gefühl das für einen Neu-Gartenbesitzer ist. Eine fremde Welt die man vom Hörensagen kannte, die man mit Blicken auch schon unzählige Male gestreift aber nie GEFÜHLT hat, erschliesst sich einem in ihrer ganzen vielfältigen Pracht aus Pflanzen und Geräten.

Der Mann entdeckte die Rasenmäher und ich bin mir sicher, dass er insgeheim schon den Geräte-Tod unseres Exemplars herbei sehnt um schnurstracks eines dieser neuen, blinkend-blitzenden Maschinchen zu kaufen. Aber unser Budget würde das wohl erst erlauben, wenn endlich einmal diese verflixten 6 Glückszahlen gezogen werden würden, die ich beharrlich Mittwochs und Samstags spiele.

So zog ich den Mann auch an den kugelig durchgestylen Grillsystemen vorbei, hin zu dem, was ich schon immer, immer kaufen wollte: einen eigenen kleinen Baum. Einen Feigenbaum!!
Erinnerungen an unser Südfrankreich und Bernadette und Dédé, die jeden Abend nach dem Essen eine ranzige Kiste von die Woche über gepflückten Feigen auf den Tisch wuchteten von denen die kleine Anne so viel aß wie sie konnte und das seit sie sich erinnern kann.

Dieser kleine Baum würde niemals so superdicke, überreife Früchte hervor bringen, das war mir klar und meine Ansprüche an meinen ersten selbst gekauften und gepflanzten Baum waren nicht zu hoch. Er sollte nur wachsen, in seiner eigenen Geschwindigkeit und die garstigen Winter in diesem Land überstehen.

So ein Feigenbäumchen war nicht teuer, wie die Obstbäumchen im Gartencenter überhaupt. Der Mann war überrascht. So liess er sich auch noch überreden eine Kiwi an die Hauswand zu pflanzen, auf das der öde Klinker irgendwann verschwinden würde!

Die Suche nach DER Kiwi dauerte allerdings länger als gedacht. Es gab fünf verschiedene Sorten von denen drei noch als winterhart galten (so lange ich noch keine Ahnung habe, achte ich nur auf ein Merkmal: winterhart!). Ich suchte ein Exemplar mit puschelig roten Fühler-Ranken und las zum Glück rechtzeitig den Hinweis, dass jede Kiwi ihren männlichen Pflanzen-Partner braucht um IRGENDWANN Früchte zu tragen. Dabei bin ich auch bei Kiwis nicht ganz so ehrgeizig, die paar Male im Jahr, an denen ich Lust auf eine Kiwi habe, kaufe ich diese gerne bei unserem türkischen Gemüsemann. Aber ich verstehe das ja, dass eine Kiwi nicht einsam und allein in so einem großen Garten ihr Dasein fristen möchte.
Wir suchten also unter den Kiwi-Männern das entsprechende Sorten-Pendant und mussten dann aus der Auswahl noch den sympatischsten raussuchen damit es auch so richtig knisterrt und dann knallt, bei unseren zwei Kiwis.

Als letztes kam dann noch eine Hortensie dazu. Ich LIEBE Hortensien weil sie mich an Oma und Jane Austen erinnern und ich beides mit ganz viel Liebe betrachte. Klassisch in einem schönen lila, was ja das harmonische Mittelding zwischen Rosa und Blau ist. Ich war so glücklich mit meinem Wagen, den ich stolz durch die Gänge schob, denn jeder andere würde ja sofort begreifen: das Mädchen da muss einen Garten haben!

Der Mann hiefte im letzten Moment noch Grillanzünder und einen Sack Kohle auf das Laufband.
"Wir haben noch gar keinen Grill!" bemerkte ich.
"Noch nicht." antwortetete er.




Sonntag, 17. Juni 2012

Die ersten Tage

Die ersten Tage in unserem (UNSEREM!) Schrebergarten sind etwas plan- und orientierungslos.
Wir schlurfen über den Rasen, von einer Ecke in die andere und entdecken und entdecken. Wir bekommen langsam eine Ahnung, wie wenig Ahnung wir haben.
Was das alles für Pflanzen sind, die hier ihr Leben leben, wachsen und sich ausbreiteten. Sehr viel sieht einfach grün aus, ein bisschen wie die Blätter von Löwenzahn und ein bisschen wie... etwas anderes.
"Da müsst ihr erst einmal ordentlich Unkraut weg machen..." hören wir oft.
Aber was ist Unkraut?
Wir lernen, dass Grashalme dazu zählen, sobald sie ihren Platz auf dem Rasen verlassen und zwischen die Blumen oder "guten" Pflanzen übersiedeln und wir hören Horror-Geschichten über eine Kreatur namens Giersch. Die man aber essen kann. Das finde ich ja spannend! Ich sehe mich schon Löwenzahn-Brennessel-Giersch-Salat kreieren und so zwei Fliegen mit einer Klappe zu schlagen. Fürs Abendessen sorgen und dem Unkraut beikommen.

Und wir hören von JEDEM den wir ihn der Kleingartenanlage treffen folgende lächelnd vorgebrachten Worte:
"Das ist viel Arbeit, so ein Garten."
Manchmal ist das Lächeln aufmunternd und zwinkernd, manchmal sieht es aber aus wie eine Herausforderung. Oder Abschreckung? Wir haben das Gefühl, dass die meisten sich darüber freuen, dass "junge" Leute nun "frischen Wind" in die Anlage bringen.

Ich hoffe, dass meine Strategie, jedem zu sagen dass wir ABSOLUT keine Ahnung, aber ganz viel Enthusiasmus haben, aufgeht, und wir uns vor Hilfe und Ratschlägen nicht retten werden können. Denn in den weniger optimistischen Momenten des Tages betrachte ich all diese lebendigen und unbändigen Gewächse und frage mich, ob ich jemals in der Lage sein werde, ihre Bedürfnisse zu befriedigen und den Garten in die Form zu bringen die meinen von Gartenmagazinen und Jane Austen inspirierten Träumen entspricht.

In milder gestimmten Momenten sitze ich aber einfach nur untätig auf der noch schmutzigen Bank und betrachte meine (!) Pfingstrosen und die Mohnblumen. Was für glücksselige Momente das sind.


Samstag, 16. Juni 2012

Parzelle 28


Parzelle 28 ist 388 Quadratmeter groß und jetzt unser Schrebergarten. UNSER SCHREBERGARTEN!! Ich könnte immer noch AUSFLIPPEN bei dem Gedanken!
Seit dem 1. Juni 2012 sind wir Pächter (ein Wort dass mich ja noch mehr an Jane Austen denken lässt!) und alles was auf diesem Stückchen Land steht gehört uns. 

Das Land selbst gehört natürlich der Stadt, wir haben es gepachtet und werden pro Jahr so in etwa 140 Euro an Pacht bezahlen. Dazu kommen dann noch Nebenkosten und die Strassenreinigung von 40 Euro, und so ca. 90 Euro für Frisch- und Abwasser. Dann noch eine Laubenversicherung für 50 Euro und der Jahresbeitrag für die Mitgliedschaft im Kleingartenverein von 42 Euro. Strom ist, wenn es hoch kommt, auch noch einmal ein Betrag von 40 Euro, aber vermutlich weniger, denn ich möchte Kerzenlicht und der Mann will alles an Nahrung Grillen. Mit Holzkohle natürlich. Allerdings muss das Bier ja auch noch kalt gestellt werden und der Lauben-Kühlschrank sieht so aus als wäre er Geräteklasse Z. 
Alles in allem sind die Fixkosten aber also überschaubar und weniger als die monatliche Miete für unserer Wohnung.

Dann war da aber noch der so genannte Abstand. Die größte Investition nach dem Kauf des Wagens vor ein paar Jahren.
Wir haben an den Vorpächter die Summe von 7.460 Euro gezahlt und damit quasi ein 22,5 Quadratmeter großes Steinhaus mit Abwasseranschluss und Toilette und die auf dem Grundstück stehenden Pflanzen gekauft.

Das Steinhaus heisst im Kleingärtnerjargon Laube und ist leider nicht das hübscheste Haus der Welt denn es ist geklinkert. Holzhausbesitzer finden das beneidenswert stabil, ich beneide aber den pittoresken Charme der Holzlauben. Besonders die blau weiß gestrichene Laube von Parzelle 25. Ich mag Klinker nicht, aber da fällt mir schon was ein...





Die Pflanzen und das Steinhaus wurden mit kleingärtnermäßiger Genauigkeit akkurat und ordnungsgemäß in einer "Wertermittlung zur Gartenabschätzung" mit einem Wert versehen und aufgelistet. Ich finde das irre interessant. Dass Lebewesen wie Pflanzen aufgrund ihres Alters und ihrer Gesundheit centgenau  evaluiert werden können! So ist der mickrige Apfelbaum 27 Euro wert und der größere 54 Euro. Der kleine Birnenbaum hat einen Wert von 36 Euro und die zwei Brombeersträuche die hinter dem Haus wuchern 20 Euro. Die 5 Johannisbeersträucher zusammen 27,50 Euro, die Stachelbeere....

Ich glaube ich mache besser ein Foto, denn da sind ja auch noch die größeren mehrjährigen Pflanzen und der etwas zerzauste und vermooste Rasen der aber wohl noch 100 Euro wert ist. Sogar die Rasenkantensteine haben wir bezahlt!! 




Was wir nicht bezahlen mussten ist all das was in der Laube ist. Das hat uns der Vorbesitzer einfach so geschenkt und das ist eine unglaubliche Vereinfachung. Denn die meisten Geräte und Werkzeuge sagen mir so gar nichts, sind aber offensichtlich für irgend etwas gut. Ihre Funktion erschliesst sich meist mit etwas genauerer Beobachtung und gesundem Menschenverstand, wären sie aber NICHT da, würde ich vermutlich gar nicht wissen dass es sie gibt und wie sie mich beim Bezwingen und Formen dieses Gartens unterstützen. Oder besser meinen Mann, denn ich hab vor allem was ein Kabel hat etwas Respekt und ihn zieht so etwas magisch an.

Als er also die schwere blaue Tor zum Schuppen aufmachte, leuchteten seine Männeraugen. Rasenmäher, Häcksler, Vertikutierer, Kantenschneider, elektrische Heckenschere und dazu unzählige Spaten, Harken und andere martialische Ungetüme aus Stahl und Holz.


Ich entdecke an der Rückwand des Werkzeugregals kleine Aufkleber und werte das als Zeichen, dass dies tatsächlich der Garten Edi ist.




In der Laube selbst steht bereits ein kleiner Fernseher, eine kleine Stereoanlage mit CD Player und Kassettendeck, die in Zeiten von iPhone, iPod und MP3s allerdings obsolet erscheint. Die Küchenzeile ist selbst gebaut, sehr schlicht um es freundlich auszudrücken aber irgendwie nett. Ein alter Sekretär mit Bücher übers Gärtnern und sehr viele Plastiktüten, Schachteln mit Samen und Flaschen mit Essig. Dazu einiges an Nippes und alten Bildern.

Das Haus ist das eines älteren Herren, der es vor 20 Jahren selbst gebaut und nach seiner Façon eingerichtet hat. Es wird einiges an Spucke und Imagination erfordern um es wohnlich und heimelig nach unseren Vorstellungen zu machen, aber das traue ich mir zu.

Auch der Werkzeugschuppen muss erst einmal aufgeräumt, sortiert und gründlich sauber gemacht werden, denn schliesslich ist hier auch vor zwei Jahren die Toilette eingebaut worden und noch ist es etwas umständlich, zum Pipi machen über den Rasenmäher zu klettern. Sobald wir das Geld beisammen haben, werden wir umgehend ein kleines Gerätehaus kaufen und es an der Stelle positionieren, an der bis jetzt noch ein alter Komposter von Mohnblumen umwuchert wird.

Auch die alte Bank und der wuchtige, vermutlich ebenfalls selbst gezimmerte Tisch müssen irgendwann von seiner etwas abstossenden braunen Farbe befreit und weiß lackiert werden. Nachdem unzählige Spinnweben entfernt und der Garten von dem alles überwuchernden Unkraut befreit wurde.

Dann wird Parzelle 28 irgendwann der Garten Edi meiner Träume, aber schon jetzt ist er auf einem sehr guten Weg dorthin, denn es ist unser Ort an dem wir fortan werkeln und gestalten können.

Freitag, 15. Juni 2012

Am Anfang war der Wunsch.

Und plötzlich war ich nicht nur Mitglied im Deutschen Teckelklub, sondern auch in einem Kleingärtnerverein.


Aber der Reihe nach.
Zuerst kam der Dackel, dann im Jahr darauf der Schrebergarten. Ich hatte weder von Hunden noch vom Gärtnern die geringste Ahnung, aber diese kindliche Zuversicht, dass die Erfüllung solcher Mädchenträume das Leben nur bereichern kann. Das war ohne Frage naiv.
Aber schön. Schön aufregend.

Ich habe ein Lebensmotto. Eigentlich habe ich viele von diesen hilfreichen metaphorischen Leitfäden, aber dieses ist eins meiner liebsten:
"Bekommst du Zitronen, mach Limonade daraus."
Gefolgt vom handwerklichen "Jeder ist seines Glückes Schmied."
Die kann ich mir beide gut merken, egal was im Alltag so passiert.

Als ich also Anfang 2011 plötzlich und unerwartet meinen Job verlor, weinte ich kurz vor Überraschung auf dem Klo, rief dann meine Mama an und gemeinsam kamen wir ziemlich schnell zu der Erkenntnis, dass das doch prima sei!
Endlich Zeit um herauszufinden, was ich mit meinem Leben noch so machen wollte, Dinge ausprobieren und mal gucken was man so macht, wenn das Leben plötzlich durch äussere Umstände verändert wird, Türen geschlossen und Türen geöffnet wurden und man auf einen Weg geschubst wird, der erst noch gezeichnet werden muss. Oder zumindest ertastet und als gehbar empfunden.

Vier Monate Lohnfortzahlung waren ein Luxus an Zeit die es zu füllen galt. Ich bin gut im Zeit füllen und nach zehn Jahren Festanstellung mit mal mehr mal weniger geregelten Arbeitszeiten (ich mach irgendwas mit Medien) fand ich es erstaunlich, wie viel man vom Leben so mitkriegt, wenn man nicht in einem Büro eingesperrt ist. Zuerst fehlten mir meine Strukturen, dann bastelte ich an eigenen, die sich ganz langsam meinem Leben anschmiegten. Bis ich mich sicher aber wunderbar frei fühlte.

Ich fasste den tollkühnen Entschluss, mich selbständig zu machen! Eine Entscheidung die sehr, sehr viel Arbeit in Form von Lernen und Bedenken nach sich zog. Selbstmotivation und Reflexion und dazu das Entdecken von exotischen Dingen wie Einnahmen-Überschussrechnungen und Umsatzsteuervoranmeldungen. Ich hatte KEINE Ahnung und wollte aber schnell selbst einen Überblick über alles haben um diese permanente Unsicherheit in den Griff zu kriegen. Das Hin und Her zwischen Zuversicht und Verzweiflung und das abwechselnd stockende und dann voran stolpernde Ansammeln von benötigtem Wissen und Formalitäten würde einen eigenen Blog zum Thema Existenzgründung vs. Existenzangst füllen doch zu der Zeit stand mir der Sinn nicht so nach Schreiben.

Darum zusammen gefasst das Resultat: Seit dem 14. Juni 2011 arbeite ich von zu Hause aus als Pixelpolly (www.pixelpolly.de). Was ich mache? Irgendwas mit Medien... ja, echt.
Mal retuschier ich Bilder für Fotografen oder Werbeagenturen (denn das habe ich gelernt), dann gestalte ich Monopoly-Spiele oder Plakate, Broschüren und Flyer, manchmal entwerfe ich Logos und manchmal schreibe ich auch. Mit etwas Glück und Spucke kommt 2013 ein Buch über Hochzeitsfotografie auf den Markt, für das ich die Texte geschrieben habe. Denn Schreiben und Worte sammeln sind meine Trippel-Trappel-Steckenpferde die mal lange im Stall stehen und dann wieder mit den Hufen scharren.

Bei allem Guten und wachsender Zuversicht durch viele neue Projekte, zufriedene Kunden und neue Perspektiven fiel mir aber trotzdem zu Hause die Decke auf den Kopf. Meine wilde geliebte Katze Polly wurde überfahren und alles war schlagartig sehr einsam und traurig zu Hause. Ich konnte kaum blinzeln, so schnell saß ich ganz tief in einem Loch und hatte nicht mehr so richtig Lust so alleine zu Hause etwas zu tun. Unsere gute alte Mali-Katze versuchte zu trösten, aber sie war nicht Polly. Am liebsten wäre ich in den Rucksack meines Mannes geklettert und mit ihm in sein buntes Büro in dem trubeligen Spieleverlag gefahren. Aber das ging ja nicht.
Mein Mann, der wie Mc Gyver immer eine Lösung findet, nahm meine Hand und sagte folgenden, wunderschönen Satz:
"Vielleicht ist jetzt die Zeit richtig, dass du deinen Dackel bekommst."
Einen Monat später zog die kleine Edi bei uns ein.

Ich weiß nicht, was es mit mir und Dackeln ist, aber ich fand sie immer schon ganz und gar reizend, zauberhaft und so ulkig, dass ich mir nicht vorstellen konnte, mit einem Dackel im Leben noch einmal SO RICHTIG unglücklich zu werden.
Ich überhörte Warnungen, dass Dackel nicht gerade die "einfachsten" Hunde für Anfänger seien und entgegnete nur, dass ich nicht vorhabe, erst an einem "einfachen" Hund zu üben. Ich wollte EINEN Hund und das sollte der richtige sein!

Wir fanden Edi in Solingen, besuchten sie einmal und nahmen sie beim nächsten Treffen direkt mit. Wir liebten sie von der ersten Sekunde an und bekamen in der ersten Stunde eine Vorahnung davon, was es heisst Verantwortung für ein fremdes Leben zu tragen, für dessen Glück und Entwicklung.

Auch das wäre jetzt wieder ein Thema für ein Buch oder zumindest einen blog gewesen, aber auch diesmal war mein Kopf zu sehr beschäftigt mit dem Sammeln von Erfahrungen und die Tage wurden zu Monaten und unser Leben mit Hund war ein ganz anderes als das ohne. Wir konnten uns nicht mehr vorstellen, wie es ohne Edi gewesen war, vermutlich unabhängiger und mehr auf uns konzentriert aber keinesfalls besser. Jeder Tag mit Edi war und ist ein schöner Tag, an dem sehr, sehr viel gelächelt wird.

Zum Glück fanden wir die warmherzige, lustige und hilfsbereite Gruppe Meerbusch des Deutschen Teckelkubs, mit der wir Samstags die kleinen Dackel etwas trainierten und für das Leben an Leine und Strasse vorbereiteten. Dazu kamen schöne Ausflüge und immer ein offenes Ohr und ein hilfreicher Rat.

Aber das Leben ist ein Fluss und nichts bleibt wie es ist. Am Ende des Jahres kündigte mein Mann seinen Job als Art Director um fortan als freiberuflicher Künstler und Illustrator zu arbeiten. Von zu Hause aus.

So war unsere Wohnung plötzlich absoluter Mittelpunkt unseres Lebens. Wir arbeiteten und lebten zusammen, die Wohnung füllte sich sukzessive mit Öl- und Acrylgemälden, Wasserfarb-Blöcken und den Dingen, die wir für unsere Arbeit brauchten.
Dazu wuselte Edi zwischen uns und die alte Katze Mali schlief neben der Tastatur. Es wurde manchmal eng. Räumlich und auch emotional.

Jetzt hätte ich wieder ein Buch oder einen Blog über die Auswirkung von sehr, sehr viel gemeinsam verbrachter Zeit auf begrenztem Raum, der Vermischung von privatem und beruflichem, geteilten Ängsten über eine auch objektiv unsichere Zukunft auf eine junge Ehe oder Beziehung schreiben können, aber nein, ich hatte den Kopf wieder zu voll.
Dazu kam die Entwicklung von Edi, die sich aufgrund unserer Unerfahrenheit zu einem ängstlichen, auf der Strasse unsicheren Hund entwickelte und nun erst mal von einem zu Viel an Reizen verschont und behutsam heran geführt werden musste.

Wir verbrachten also NOCH MEHR Zeit zu Hause. Das kreative Arbeiten auf begrenztem, manchmal unaufgeräumten Raum wurde oft schwer, gerade wenn sich noch diverse Fragen über die Zukunft dazu gesellten. Mir fiel wieder die Decke auf den Kopf. Mein Vorschlag (mit noch ungewissem Ausgang) war eine Verbindung von Wunsch und Schicksal: ich erfuhr durch eine hier zu weit ausholende, für mein Leben aber typische "glückliche Fügung" von einem Schrebergarten ganz in unserer Nähe, der aufgrund eines Krankheitsfalls zum Verkauf stand.

Ich wählte die unbekannte Nummer und kannte nach 5 Minuten den liebenswerte Noch- und nun Vorbesitzer unseres Gartens.
Der Parzelle 28.
Unseres Stückchens grünen Glücks.
Unserem Garten Edi.

Dies würde fortan unsere Zuflucht sein, vor zu viel Enge, zu viel Bildschirmarbeit und garstigen Acrylfarb-Gerüchen. Hier würden unsere Hände in krumige Erde tauchen und uns erden, wie man so schön sagt. Hier würden wir pflanzen und zupfen und den Duft unseres kleinen Stückchens Freiheit und Eigentums atmen. Aber erst einmal würden wir sehr, sehr viel lernen müssen. Und diesmal werde ich versuchen, ein klein wenig darüber Buch zu führen. Oder eben diesen blog.