Sonntag, 28. April 2013

Tapfere Tulpen

Der Garten Edi gleicht im Moment einer kleinen, superfeinen Tulpenausstellung. Nicht, dass man jetzt an diese wahnsinnig überwältigenden, voll gepackten bunten Felder denkt, nein, es ist vielmehr ein Entdecken hier und dort.

Gegen Ende des letzten Jahres gab es bei ALDI Tulpenzwiebeln im Angebot. Ich war zufällig dort, wollte das Übliche kaufen und sah all diese Menschen, die ihre Wagen mit den bunten Zwiebeltüten pickepackevoll packten.
Und das zu einer Jahreszeit, als es draussen schon kalt und garstig wurde. 
Aber gut, die ALDI-Allgemeinheit kann nicht irren, also tat ich es meinen Miteinkäufern gleich und belud mein silbernes Wägelchen fleissig mit diversen Tüten. 
Ein paar Wochen später fing ich dann an, wie ein Osterhase mit meiner kleinen, kaputten aber geliebten Mini-Schüppe durch den Garten zu spazieren, hier und da ein Loch zu graben und die Zwiebel hineinzulegen, sie mit etwas Erde zu bedecken und ihr einen kleinen Kuss zu zuhauchen. "Mach´s gut und viel Glück. Ich würde mich freuen, dich im nächsten Jahr zu sehen."

Und dann kam der Winter. Der Garten war plötzlich trist und abweisend, ehr grau und braun, manchmal schneeweiß, aber nicht grün oder gar bunt. Wir nahmen Abschied voneinander, kamen nur sporadisch vorbei um sicher zu gehen, dass sich keine Hausierer oder Landstreicher in unserem Häuschen eingenistet hatten.
Dann sollte der Frühling kommen und kam und kam nicht. Ein paar schöne, sonnig erwärmte Tage und wir schöpften Hoffnung. 
Zarte grüne Spitzen hier und da. Doch dann: BAMM. Frost und Schnee und das ganze zog sich wieder hin. Ich verfluchte die Kälte, weil ich sicher war, dass sie meine kleinen Tulpenzwiebeln zu Tode verwirrt hatte. Dieses hin und her, das hält doch so ein kleines Zwiebel-Gehirn nicht aus.

Anscheinend doch. Ich bin immer noch erstaunt und begeistert, in Ehrfurcht vor der Natur und Gott, der diesen kleinen Zwiebeln so viel Verstand eingeimpft hat. Denn kaum waren die Tage länger, heller und schöner, begrüßten sie uns.
Nach und nach, Manche schnell, Manche noch etwas vorsichtig und zögerlich, kamen erst die grünen Blätter, dann die geschützten Knospen und endlich die Farben. Man konnte zusehen, wie der Garten Edi sich von Morgens bis Nachmittags veränderte und wenn die Sonne schien, waren die Tulpen am bezauberndsten.

Wir erkundeten den Garten Edi neu, so viele Blumen schienen in der Erde geschlafen zu haben, manche sahen wir zum ersten mal, war dies doch unser erster Frühling im Garten Edi.
Ich hatte gar nicht so richtig darauf geachtet, was für Tulpen ich damals gekauft hatte, denn plötzlich war ich überrascht, was für unterschiedliche florale Kunstwerke es da überhaupt gab! 
Spitze Blütenblätter, kräuselig runde, dicke und dünne, ein, zwei und dreifarbige. Große Tulpen und kleine. In vielen, vielen Farben.
Beim Pflanzen hatte ich noch gedacht: Mh, sollten aus diesen Zwiebeln tatäschlich Tulpen werden, bräuchtest du nicht jede Woche drei Sträusse für Küche und Arbeitszimmer bei ALDI kaufen, was uns 6 Euro Wochenbudget sparen würde.
Aber jetzt kann ich es nicht übers Herz bringen. Meine Tulpen-Babys, ich habe sie gepflanzt und ich werde zusehen wie sie sterben. Nur Besucher des Garten Edi dürfen sich vielleicht eine mitnehmen, aber ich glaube nicht, dass sie es übers Herz bringen werden. 
Denn dafür passen sie hier einfach zu gut hin.


Freitag, 19. April 2013

Wir haben dich vermisst, Garten Edi!


Der Garten Edi erwacht gerade zum Leben. Und wir sind glücklicher, erstaunter Zeuge.

Kaum hat der Frost endlich kapituliert und sich, wenn auch spät (ja, es war ein verdammt harter Kampf!), der Sonne ergeben: geht die Post ab!
Überall, wo vorher noch Stöckchen und Stängel braun und trüb im Schnee oder im Matsch vor sich hin schliefen, macht sich nun das Grün breit.
Es fängt klein an, mikroskopisch kleine grüne Fleckchen. Dann werden sie größer, werden zu Knubbeln und irgendwann sind sie so sichtbar, dass man davor stehen bleibt und voller Ehrfurcht ein hocheloquentes WOW! an die Pflanze richtet. Oder direkt an Gott, denn ganz im Ernst: die Natur ist so abgefahren, da MUSS es einen Masterplan geben!
Es ist wirklich überwältigend, wie aus fast toter, mickriger, verwelkter, lebloser Masse plötzlich ganz, ganz viel Leben entsteht!

Aber genug abgeschweift, kurz und knapp: der Garten Edi gibt gerade richtig Gas! Und das ohne uns! Im letzten Herbst flapsig in die Erde geflanschte Tulpenzwiebeln belohnen uns jetzt mit kräftigen Blumen, Hyazinthen und Glockenblumen scheinen Dauergäste des Frühlings und unsere Bäume bilden unzählige, wirklich nicht zählbare grüne Knospen.

Und allein das Wort Knospe ist eine maßlose Untertreibung, denn keine Knospe gleicht der anderen! Es sind kleine Gebilde, verschachtelt und verwirrend verzwirbelt, verschiedene Schichten aus nuancierten Grün-Tönen, vielversprechend und geheimnisvoll. Wunderschön!

Wir haben den Garten drei Monate nicht betreten. Er war da wo er ist, allein, und wir dachten nur mit Schuldgefühlen an ihn. Der arme Garten Edi, ganz allein. Aber der Garten Edi hat uns nicht gebraucht, er brauchte ein Pause und hat geschlafen. Und wir brauchten die Trennung, um dann, im Frühling zu erkennen: wir lieben ihn! Wir freuen uns auf ihn, wir freuen uns, ihn zu haben! Wir haben ihn vermisst!
Die ersten Besuche waren und sind noch vom Frühjahrsputz bestimmt. Die Hütte sauber machen und aufräumen, Altes aussortieren, ein bisschen neue Farbe anbringen. Alte Töpfe weg schmeissen, alte Erde dem Komposter übergeben.

Und dann: der Baumarkt, das Gartencenter. Und das Feuer ist wieder da! Ein kleiner (praktischer weil leicht zu reinigende) neuer Grill, Säcke voller frischer Blumenerde, unzählige Tütchen mit Blumensamen und ein paar Töpfchen mit Zucchini, Kürbissen, Ranunkeln, Dahlien und natürlich: eine weitere Hortensie.

Garten Edi: wir sind so froh dich zu haben und wir freuen uns auf ein neues Jahr mit dir!