Darum, at the Beginning das Happy End der Tomaten: sie haben das Umpflanzen überlebt, wuchern vor sich hin und ein paar von ihnen tragen grüne Kügelchen. Oder gar eiförmige Grünlinge. Das macht mich sehr froh. Auch wenn ich mir nicht sicher bin, ob sie es zur Essreife schaffen. Überall in der Schrebergartenkolonie grasiert eine gruselige Heimsuchung namens Braunfäule, an einem anderen Strauch waren zwei Tomaten bräunlich und faulig, aber ich hab sie einfach schnell ins Gebüsch geworfen und ignoriere diesen Vorfall.
Nun aber genug der Harmonie und zurück zum Thema dieses Einblickes in den Garten Edi: Lavendel.
Ich liebe Lavendel. So, so sehr. Vermutlich aus den gleichen sentimentalen Gründen wie südfranzösische Tomaten und Feigen... und im Garten wächst bereits Lavendel. Drei Büsche, einer groß, zwei klein, es sind unterschiedliche Sorten, zwei haben nicht so superlange Stängel und die Blüten sind ein dunkles, sattes Lila und einer wächst ziemlich hoch hinaus und der Blütenton ist eine Nuance heller. Mir fällt das ja auf, als geschulter Bildbearbeiter mit Sinn fürs Color-Managment, höhö. Jedenfalls hätte ich nie gedacht, dass es so, so viele verschiedene Sorten an Lavendel gibt. Ich überlege bereits ernsthaft, mal nach einer Art Almanach der Lavendelsorten zu gucken, einer Art Katalog...
Aber erst einmal wird sich um den Lavendel im Garten Edi gekümmert!
Wie pflege ich ihn, habe ich mich gefragt und als ich dann zu Hause vor dem Computer saß, habe ich YouTube konsultiert und dabei ein tolles Video gefunden. Darin hat eine sympathische Engländerin in ihrem pittoresken Jane Austen Garten (eeeww!) an ihrem imposanten Lavendel rum geschnippelt, gerade jetzt, wo die Blüte da ist und schon fast vorbei.
LAVENDEL ABSCHNEIDEN? habe ich erst gedacht. Aber als hätte die Frau im Internet meine Gedanken erraten hat sie milde lächelnd erklärt, dass die meisten Frauen geradezu geschockt reagieren bei dem Gedanken den schönen lila Lavendel zu verstümmeln wenn er doch gerade so schön blüht und duftet und von Bienchen und fluffigen Hummeln umschwärmt wird. Aber, hat sie gesagt, probieren Sie es! Damit er vor dem Winter noch einmal blüht. Und schön wächst. Und eine Lavendelernte ergibt die schönsten Sträusse zum Trocknen und ich hab an diese Duftsäckchen gedacht, die meine Oma in jeder Schublade hatte. Und überhaupt soll ein Schrebergarten ja auch zum Teil als Nutzgarten bewirtschaftet werden. Also liegt es doch auf der Hand den Lavendel zu nutzen!
Ich hab ihr geduldig beim Schnippen und Schnappen zugesehen und zugehört. Die Auflösung des Videos war nicht die beste, aber ich habe verstanden, dass man nicht zimperlich sein soll. Etwas tiefer abschneiden damit das alles nicht so verholzt. Oder vergraut wie ich bei Lavendel finde. Da wachsen diese schönen grünen Stängel mit dem duftenden lila Knospen auf struppigem Grau. Das sieht so trist und tot aus. Ich hab also mitten durch das graue Gestrüpp geschnitten und den Lavendel so irgendwie geernet. Ich hab ihn auf die Wiese gelegt, nach Größe sortiert. Das hat so schön geduftet. Dann bin ich langsam an diese harten Äste gekommen, die wirkten sehr trocken und unschön und ich hab einfach weiter geschnitten, Knips, Knips. Und ab waren sie. Die Büsche waren nur noch halb so groß. Und ich bekam Angst. Ob da wirklich wieder grüne Triebe rauskommen. Aus diesem trockenen Material. Ich sammelte meine Lavendelsträusse zusammen, arrangierte sie in Einmachgläsern und trug den größten nach Hause.
Am nächsten Tag war Axel im Garten und bestätigte meine Vermutung: Ähm ja. Ziemlich kurz...
Ich hoffe immer noch dass der Lavendel sich die kämpferischen Tomaten zum Vorbild nimmt und mir diesen Fehler verzeiht. Ich werde beim nächsten mal vorsichtiger stutzen, versprochen, versprochen.
Die Chancen stehen aber ganz gut, ich lege mich jeden Tag auf das Gras um ganz genau zu gucken ob sich etwas tut und ja, an manchen Stellen kommt aus dem holzigen Grau eine winzige Spur von Grün. Vielleicht werden die Büsche nicht mehr ganz so buschig, vielleicht aber doch. Optimismus regiert den Garten Edi und ich glaube selbst die Natur verzeiht uns Anfängerfehler.
Weil ich aber ungeduldig bin und ich nicht so lange auf die Natur mit ihren Launen und ihrem Tempo warten kann, habe ich in meinem Lieblingsladen Dehner ein paar reduzierte weil verblühte oder irgendwie angeranzte und deformierte Töpfe mit Lavendel gekauft. Kuriose Sorten aus England mit majestätischen Namen und aufwändigen Etiketten. Die habe ich leider direkt weggeworfen, ich überlege aber, mir ein Album oder eine große Dose anzuschaffen in die fortan all die Etiketten wandern.
Jedenfalls hätte ich nie gedacht, dass hinter Lavendel eine solche Züchter- und Kultivierer-Elite steht wie hinter Rosen und Orchideen, aber ich finde das toll. Wenn es nach mir geht, fliesst all mein fortan akkumuliertes Wissen über Pflanzen in die Kultivierung von Lavendel. Wenn es nach mir geht wachsen auf den vier Gemüsefeldern bald Lavendel und Lavendel. Aber das mag der Mann nicht. Und ich glaube, Monokulturen verstossen auch gegen die Statuten des Kleingartenvereins.
Jedenfalls ist mein Lieblings-Lavendel im Garten zur Zeit ein riesengroßer Busch den meine liebe Renee aus ihrem Garten ausgegraben hat. Ich habe ihn vorsichtig in eine blaue IKEA Tüte gestopft (mein Alltags-Utensil Number one, by the Way. Ich habe Dutzende dieser unverwüstlichen Taschen und brauche jeden Tag mindestens eine zum Transport diverser Dinge) und in den Garten Edi bugsiert. Das war nicht ganz leicht, denn Edi zappelte irgendwo unter dem Busch neben mir auf dem Bürgersteig rum, aber irgendwie haben wir es geschafft. Jetzt verwurzelt er sich hoffentlich glücklich mit dem Garten, denn er steht direkt in Sichtweite der Terrasse und sein Anblick macht mich glücklich. Mein Lavendel in MEINEM GARTEN denke ich dann, also ungefähr fünf mal am Tag. Und dann blicke ich gespannt auf die vielen unterschiedlichen Töpfchen mit diverser Erde in denen ich den Inhhalt von drei Tütchen mit Lavendel-Samen verteilt habe. Ich bin gespannt. Auf den Samentütchen steht, dass sie etwas unregelmäßig keimen und das kann bis zu 40 Tage dauern. Egal. Direkt daneben stecke ich immer wieder ein paar Bohnenkerne in die Erde, die kommen zuverlässig nach ein paar Tagen aus der Erde gekrochen.